Sonntag, 8. Dezember 2013

Atlantiküberquerung 3. Tag

Florian

Die Nacht war ruhig, wenngleich der Wind schon angefangen hat einzuschlafen. Am Morgen wars dann soweit - der NO-Passat war praktisch weg. Die Wettervorhersage war leider richtiger als gewünscht. Der Wind hatte auf Süd-Südost gedreht. Wir wollten daher versuchen mit Groß und Genua raumschot in südwestliche Richtung zu segeln. Zu weit vor dem Wind würden die Segel schlagen, zu hart am Wind würden wir nach Argentinien kommen.

Martina startete den Motor, um uns in den Wind zu drehen. Nach kurzer Zeit lag der Geruch von verbranntem Gummi in der Luft. "Sofort Motor stop!" rief ich. Was ist nun schon wieder??? Aus dem Auspuff kam kein Wasser. Also mussten wir ein Problem im Salzwasserkühlkreislauf haben, sodass kein Salzwasser in den heißen Auspuff eingeleitet wird, wodurch dieser zu heiß wird. Alle Segel wieder herunter und wir trieben mitten im Atlantik. Zum Glück war die Welle mangels Wind bereits kleiner geworden. Nochmaliger Versuch den Motor zu starten zeigt, dass zwar Wasser aus dem Auspuff kommt, aber offenbar zu wenig. Erster Gedanke: Kühlwassereinlauf verlegt: ich daher mit Taucherbrille ab ins Wasser zur Kontrolle - nichts erkennbar von einem verlegten Ansaugstutzen. Also alle sonstigen Schläuche kontrollieren.

Beim Schlauch der Salzwassereinspritzung im Einspritztopf oben am Schwanenhals war der Schlauchbinder gebrochen - also neuer Schlauchbinder montiert. Der Schlauch am Wärmetauscher war schon ziemlich geknickt - also Stück abgeschnitten und sauber ohne Knick wieder montiert. Und als letztes wieder den Impeller zerlegt, den Martina erst montiert hat - eine verrenkungstechnische Meisterleistung; diesmal aber von mir. Womöglich hätten wir nicht so viel Vaseline auf den Impeller geben sollen?? Nach mühsamem Aufschrauben des Deckels sah ich, dass eine Gummilippe des Impellers in die falsche Richtung (also gegen die Drehrichtung zeigt). Alles geputzt und wieder richtig zusammengebaut.

Nach 2 Stunden Fehlersuche und Behebung war ich schweißnaß, zerschunden und ölverschmiert. Dann der neuerliche Test des Motors - zunächst auf Standgas. Auspuff "spuckt" wieder Wasser. Nach einigen Minuten Aufwärmen langsame Fahrt - es funktioniert. Mit dem Laserthermometer messe ich die Hitze der unterschiedlichen Motorteile. Der Auspuffkrümmer zeigt ca. 225° an, danach nach Wassereinspritzung 50 - 60°. Kurze Rückfrage bei der in der Nähe fahrenden österreichischen SY WOODOOCHILE - Peer meint 225° seien normal; er selbst hätte auch Probleme mit einem Ventil des Motors, durch das Wasser eindringt - wir sind in unserem Elend doch nicht alleine auf weiter See.

Also volle Fahrt voraus - es klappt - auch nach einer Stunde schnurrt unser Motor noch immer ganz normal. Wir entscheiden - Patient gesund und setzen volle Segel und segeln im leichten Südost-Wind Kurs 238° mit 3-4 Knoten - ein seglerischer Eiertanz die Segel nicht schlagen zu lassen. Bis jetzt klappts.

Position um 13:00 UTC 15°38N 028°58W - etmal 107 sm. Da müssen wir durch - ab Mittwoch sollte sich die Windsituation wieder normalisieren - hoffentlich.

Jetzt müssen wir aber Adventsingen - heute ist ja 2. Adventsonntag!


p.s.: Danke - unbekannter Weise - an unseren neuen Begleiter Philipp aus der Schweiz und alle anderen Freunde und Verwandten, die uns SMS aufs Iridium schicken: das hilft uns sehr - gerade in so Krisensituationen wie heute. Bitte nicht böse sein, wenn es von uns keine Antwort-SMS gibt; das geht nicht über die Iridium homepage und würde auch unser Iridium Guthaben in kürzester Zeit aufbrauchen.

2 Kommentare:

  1. Hallo Florian und Martina !!
    Halte für euch beide Daumen, dass die Probleme mit der Seewasserkühlung nicht all zu oft auftreten. Ich habe die Impellerpumpe immer ausgebaut, sind ja nur zwei Schrauben und zwei Schlauchbinder. Der Vorteil, man fummelt nicht in Verrenkung herum und am Tisch kann dann in Ruhe gearbeitet und getestet werden. Wichtig für die Funktion der Pumpe ist die richtige Dichtungsstärke, wenn ich mich richtig erinnere, 0,3mm. Beim Test mit Saugen (ist nicht besonders hygenisch) muß man einen erheblichen Widerstand spüren und das beim langsamen Drehen an der Welle. Die Impellerpumpe muß auch Luft pumpen können!! Luft ist immer nach längerem Segeln im Seewasserfilter und der gesamten Seewasseransaugung bis zur Impellerpumpe vorhanden. Feine Luftblasen werden bei Fahrt am Rumpf entlang gezogen. Es ist nur eine Frage der Zeit und der Luftdichtheit des Impellers bis sich das System mit Luft füllen kann.
    Alles Liebe Paps

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  2. Hallo Ihr Fischefütterer, die armen Fische - jetzt bekommen die saures Hühnercurry von Euch .- na wenn die dann mal nicht Matsch werden. Was soll denn Neptun von Euch denken? Na, könnte mir denken, daß der ganz schön tobt schon. Da bedarf es aber einer gründlichen Besänftigung, sonst schiebt der Euch gleich runter nach Kap Horn. Kommt gut über den Teich! Rudi

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