Freitag, 16. August 2013

NICHT AUFGEBEN

Florian:
Gestärkt vom vorabendlichen Essen in einem netten Restaurant ist meine Stimmung wieder besser. Wir geben - noch - nicht auf!! Es ist also wieder einmal Großreparatur angesagt. Um 7 Uhr setzte ich mich - schon wieder einmal - .in den engen Motorraum. Das Problem liegt - abgesehen von meinen nicht sehr ausgeprägten Qualitäten betreffend die Reparatur elektrischer Anlagen - darin, dass der Erstbesitzer Veränderungen vorgenommen hat, die einen "Kabelsalat" verursacht haben. Da gibt es Schalter, deren Zweck unbekannt ist, Kabel, die im Nirgendwo enden - kurz gesagt für mich der reine Kabelwahnsinn. Also verfolge ich - logisch vorgehend - vom Energieerzeuger die Kabel bis zum Zündschlüssel und retour. Ich stelle fest, dass das abgebrannte Kabel ein nachträglich eingebautes Kabel ist, dass zu einem Ladeverstärker führt. Eine selbstgebastelte 3 x 50 Ampere Sicherung ist mit Schrauben am Motor festgeschraubt. Als ich diese mit einem Schraubenschlüssel berühre fliegen die Funken. Isolieren, Kabelverbindungen mit WD40 schmieren, kaputtes Kabel auswechseln, neue Kabelverbindungen machen. Ich finde eine Ventilator, dessen Kabel vom Zündschloss aus weggeführt wird; nachträglich eingebaut. Die Schaltpläne des Schiffes sind nur sehr bedingt verwendbar; aber besser als nichts.
Jetzt macht sich der von mir belegte Kurs in Elektrotechnik für Berufsfremde am BFI bezahlt, als ich (vom Büro kommend) mit Anzug unter lauter Arbeitslosen oder Fortzubildenden im Blaumax die Basis-Geheimnisse der Elektrik gelernt und als Abschlussarbeit ein Verlängerungskabel zusammengebaut habe. Als Klassenbester habe ich abgeschlossen und das Verlängerungskabel funktioniert auch perfekt; aber das hier übersteigt das Ausbildungsniveau dann doch erheblich. Dann sind die kaputten Kabel ausgetauscht und das Provisorium vom Vortag wieder abgebaut.
Der nette Marinero von der Marina Nettuno, der auch von einer Weltumsegelung träumt, rät mir zum Ankauf einer neuen Startbatterie eine Autoersatzteilgeschäft in der Nähe, das dort alles wesentlich billiger ist als in den Geschäften in der Marina; sobald ein Teil für ein Schiff benötigt wird, kostet es gleich erheblich mehr. Ich binde mir also die alte Batterie auf das Fahrrad und radle Richtung Stadt. Im Geschäft bekomme ich eine passende Batterie und kaufe auch noch gleich zwei Ölfilter - für zukünftige Motorölwechsel; ich will meinen Motor ja bestens pflegen.
Zurück an Bord baue ich die Batterie ein, und kommt die Stunde der Wahrheit: haben wir wieder einen Motor???
Es klappt, der Motor schnurrt wieder. Ich komme zum Schluss, dass die kaputte Startbatterie die Ursache für den Kabelbrand war. Offenbar hat die Lichtmaschine oder der Laderegler mit aller Gewalt versucht die Batterie zu laden - und dabei das Kabel überlastet.

Jetzt stelle ich auch noch das Standgas neu ein, da es zu niedrig war und in gefährlichen Momenten oft abgestorben war - genau dann also, wenn man es brauchen kann. Mit ein paar Beilagscheiben verkürze ich den Bowdenzug zum Gashebel gerade so viel, dass das Standgas nun auf 600 Touren und nicht mehr auf 450 steht; das sollte jetzt so passen.


13 Uhr: Werkstatt geschlossen, alles wieder eingeräumt. Mit neuer Energie wollen wir unsere Reise fortsetzen. In der engen Marina bei auflandigem Wind nicht so einfach. Doch mit Hilfe des Marinero, der uns mit seinem Schlauchboot den Bug in die richtige Richtung bugsiert schaffen wir es.

Martina:
Unmittelbar nach der Marina Ausfahrt, die Wellenbrecher 50 Meter hinter werfe ich einen Blick auf die Temperaturanzeige des Motors und, wie könnt es anders sein, der Motor hat 100°. Motor ab, schnell Segel setzten, weg von der Marina Einfahrt, ja, und Florian legt sich wieder zusammen und verschwindet im Motorraum. Kann nicht so schlimm sein beruhigt Florian und findet auch binnen weniger Minuten den Fehler. Die Kühlwasserpumpe ist nicht gelaufen, ausstecken, anstecken, Sicherung kontrollieren, und sie pumpt wieder.
Ab jetzt haben wir einen wunderschönen Segeltag. Wir genießen die Ruhe und einen problemlosen Tag. Mit Sonnenuntergang fällt unser Anker südlich von Ostia (eigentlich Mitten am Meer, da die Küste hier extrem flach ist). Wir können heute ohne einem bestehenden Problem in aller Ruhe schlafen gehen, sehr entspannend.

2 Kommentare:

  1. Ich freue mich schon auf lange Erzählabende auf Korsika! Hätte mir die Fahrt um den Stiefel eigentlich fad vorgestellt :) Schauts beim Costa Concordia Wrack vorbei?

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  2. Keine Bange - wenn Ihr von der Weltumsegelung zurück seid habt Ihr ein perfekt repariertes Schiff :)

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